Madagaskar Bericht 2

Bericht 2

Am Tag nach unserer Ankunft in Madagaskar trafen wir uns mit Antonella, der Leiterin des „Centre Mere Enfant“. Dabei besprachen wir, wie wir die Schuhe von bisgaard und unsere gesammelten Spenden verteilen sollten und erhielten einen Einblick in die Situation und den Alltag im Kinderzentrum.

Wir kamen um die Mittagszeit im Zentrum an und wurden dort von vielen neugierigen Kindern und als freiwillige Helfer arbeitenden Erwachsenen im kleinen Speisesaal empfangen. Die Kinder erhielten Reis und Pasta, die in der kleinen Küche zubereitet wurden.

Schulbildung ist in Madagaskar zu einer großen finanziellen Herausforderung geworden, da die öffentlichen Schulen jetzt eine Eigenbeteiligung von 70 % fordern, mehr als eine durchschnittliche Familie sich leisten kann. Die Klassen in öffentlichen Schulen haben bis zu 80 Schüler mit nur einem Lehrer, so das nur die Schüler in den ersten Reihen überhaupt Nutzen vom Unterricht haben. Dabei ist eine gute schulische Ausbildung das Wichtigste, um den Kreislauf der Armut zu durchbrechen. Die Schüler, die Zugang zum „Centre Mere Enfant“ haben, erhalten dort Unterricht und müssen einige Tests absolvieren.

Einer der Gründe für die wachsende Armut in diesem viertärmsten Land der Welt liegt darin, dass die Mittelschicht bisher immer die Armen - die übrigens den größten Teil der Bevölkerung ausmachen - mit Waschen, Wasserholen usw. beschäftigt hat. Denn nur 11 % der Bevölkerung hat Zugang zu eigener Wasserversorgung. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage ist die Mittelschicht jetzt gezwungen, diese Arbeiten selbst zu erledigen. Das bedeutet wiederum den Wegfall jeglichen Einkommens für einen großen Teil der Bevölkerung.

Antonella Puccini und Madame Michelle haben sich sehr über die neuen Schuhe von bisgaard und über die neuen Strümpfe gefreut. Diese Schuhe haben eine ganz andere Qualität als das, was sie normalerweise gespendet bekommen. Die Schuhe wurden auf der Arztliege aufgestellt und nun bestand die schwere Aufgabe darin, sie an die Mütter und ihre Kinder zu verteilen. Alle wollten gerne Schuhe von dieser Qualität haben. Schuhe sind wesentlich schwieriger zu beschaffen als Kleidung. Daher sind die Schuhe von bisgaard von großem Wert.

Es war einen ganz besonderes Erlebnis, das Zentrum mitten in der Schulzeit zu besuchen. Nun war es ruhiger als bei unserem letzten Besuch, als Essen und Vitamine verteilt wurden. es war wichtig für uns, Fotos von der Einrichtung und den von Mette angefertigten Plakaten zu machen, so dass ich mich also darauf konzentrierte. Es war gleichzeitig aber auch eine Herausforderung, sich mit so einer großen Anzahl Kinder in einem Raum aufzuhalten, von denen viele zudem erkältet waren. Sie haben außerdem ganz andere Abstände beim Duschen und dem Waschen ihrer Kleidung als bei uns - was meine Nase und meine Augen deutlich wahrnahmen. Aber wie an so vielen anderen Orten im Lande, sind wir auch hier oft auf neugierige, freundliche und lächelnde Kinder und Erwachsene getroffen, auch wenn ihre Lebenssituation eigentlich nicht zu viel Anlass zum Lächeln bietet.

Jeden Dienstag kommt ein Arzt ins Zentrum und kümmert sich um die Mütter und Kinder, die am dringendsten Hilfe und Medikamente brauchen. Aufgrund der schwierigen hygienischen Verhältnisse und der großen Luftverschmutzung in der Hauptstadt sind Durchfall und Lungenkrankheiten die am häufigsten vorkommenden Beschwerden. Alle, die Zugang zum Zentrum haben, werden registriert und müssen einen Ausweis mit Lichtbild vorzeigen. Auf diesem Gebiet hat sich also einiges getan, seit wir das letzte Mal vor fünf Jahren hier waren.

Jeden Mittwoch verwandelt sich der Klassenraum in eine Werkstatt, in der die Mütter verschiedene handwerkliche Arbeiten ausführen können, deren Ergebnisse sie dann verkaufen und sich so ein kleines Einkommen sichern können.

Es gibt viele Dinge, die den Alltag einer Durchschnittsfamilie in Madagaskar erschweren und wir sind überzeugt davon, dass die Hilfe aus Dänemark für die Besucher dieses Zentrums von großem Nutzen ist. Auch noch für einige Zeit in der Zukunft. Hier haben die Kinder Zugang zu medizinischer Versorgung, Essen, Bildung, Unterhaltung und sozialer Arbeit und erleben einen sinnvollen Alltag.

Viele Grüße und einen großen Dank an bisgaard und alle, die ein Beitrag zu dieser Spendensammlung geleistet haben.